Das ist der Biden Bounce
Anleger weltweit begrüßen den nächsten US-Präsidenten, was Biden für die EU bedeutet.
Smart Casual liefert die wichtigsten News aus den Bereichen Wirtschaft und Technologie, zusammengefasst und analysiert von Elisabeth Oberndorfer. Jetzt abonnieren:
Business mit Biden
Der (wahrscheinlich) nächste US-Präsident sorgt für gute Stimmung - nicht nur bei den Bürgern der USA und anderen demokratiefreundlichen Staaten, sondern auch auf den Finanzmärkten. Dass Anleger den Demokraten bevorzugen, obwohl Republikaner traditionell als wirtschaftsfreundlicher gelten, hat sich schon abgezeichnet. Biden versprach im Wahlkampf höhere Steuern für hohe Einkommen und Konzerne sowie mehr Investitionen in Erneuerbare Energien und das Gesundheitssystem.
Heute soll sich der Wahlausgang an den Börsen mit einem “Biden Bounce” bemerkbar machen. In Japan hat der Leitindex Nikkei 225 heute morgen mit einem Plus von 2,5 Prozent den höchsten Wert seit 29 Jahren erreicht, in China stieg der Shanghai Composite um zwei Prozent. Der Dax und die US-Futures im vorbörslichen Handel ebenfalls bereits im Plus.
Eine rasche Erholung der US-Wirtschaft, die aktuell von der Pandemie und der damit verbundenen Arbeitslosigkeit geprägt ist, ist unter President-Elect Biden nicht zu erwarten. Fed-Chef Powell betonte vergangene Woche einmal mehr, wie dringend ein neues Konjunkturprogramm notwendig ist, auf das sich die Parteien bislang nicht einigen konnten.
Und was bedeutet der neue US-Präsident für die Wirtschaft auf unserem Kontintent? Biden gilt zwar als EU-freundlicher als sein Vorgänger, doch auch er will die US-Wirtschaft schützen. Clemens Fuest, Chef des ifo-Instituts, schätzt die Lage so ein:
Man sollte nicht den Fehler machen, Biden für einen Verfechter des Freihandels zu machen, nur weil er anders ist als Trump. Biden hat in seinem Wahlkampf betont, dass er die Buy-America-Gesetzgebung stärken will. Er will also dafür sorgen, dass die Amerikaner mehr amerikanische Produkte kaufen und weniger ausländische. Zu einem wirklichen Handelskrieg ist es allerdings auch mit Trump nicht gekommen. Die US-Regierung hat verstanden, dass US-Unternehmen in der EU ungefähr genau so viel Geld verdienen wie umgekehrt. Deshalb haben die USA bei einem Handelskrieg mit der EU keine guten Karten, selbst wenn man davon absieht, dass Konsumenten und nicht nur Unternehmen vom Handel profitieren. Zwischen den USA und China ist das anders, da ist das Handelsungleichgewicht groß, entsprechend aggressiver gehen die USA vor.
So dürfte auch der Handelskonflikt zwischen den USA und China in der Biden-Präsidentschaft weiter bestehen. Die Tech-Branche und die deutsche Startup-Szene sind jedenfalls optimistisch gestimmt. Biden unterstützt Netzneutralität und will die Visa-Bestimmungen für Fachkräfte aus dem Ausland wieder lockern, sein Standpunkt zu den Kartellverfahren gegen die Tech-Monopole ist noch unklar.
Die nächste Vizepräsidentin Kamala Harris hat’s jedenfalls gecheckt und damit einen guten Start in die Woche :)