Was bei Wirecard aktuell los ist
Bei Wirecard gibt es wieder große Troubles, die gestern zu einem Kursabsturz von 62 Prozent führten:
Das Unternehmen hat gestern die Veröffentlichung der Jahresbilanz zum vierten Mal verschoben, diesmal auf unbestimmte Zeit.
Grund: Den Wirtschaftsprüfer EY fehlen für 1,9 Milliarden Euro, was einem Viertel der Konzernsumme entspricht, Prüfungsnachweise. Dieses Geld soll auf zwei Treuhandkonten in Asien liegen. Aber ob dieses Geld wirklich existiert, konnte nicht nachgewiesen werden.
Wirecard hat Anzeige gegen unbekannt erstattet, Vorstandschef Markus Braun sieht sich als Opfer eines Betrugs.
Dem Unternehmen drohen Kreditkündigungen in Höhe von rund zwei Milliarden Euro, weil der Jahresabschluss nicht rechtzeitig bis heute vorgelegt wurde.
Organisationsvorstand Jan Marsalek wurde gestern Abend freigestellt.
KPMG sollte im Winter in einer Sonderprüfung einer möglichen Bilanztäuschung nachgehen. Die Prüfer konnten diese nicht nachweisen, weil ihnen wichtige Dokumente fehlten
Anfang Juni kam es zu einer Razzia bei Wirecard. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Vorstand wegen Marktmanipulation.
Schon vor einem Jahr hieß es, dass Wirecard bei dubiosen Tradings mitverdient haben soll.
Die Sache wirft viele Fragen auf: Warum wurde der Jahresabschluss gestern so kurzfristig verschoben? Ist Wirecards Anzeige gegen unbekannt eine Nebelbombe? Kommt das Unternehmen jetzt in finanzielle Schwierigkeiten, wenn Banken abspringen? (Ausführliche Berichterstattung beim Handelsblatt)
Eine Meinung aus dem Ausland dazu:
Analysts, directors, regulators and auditors were for too long unwilling to listen to valid questions about how the fintech made money. (Chris Bryant bei Bloomberg)
Und meine Lieblingstweets dazu:
Auf meiner Watchlist
Neben Wirecard beobachte ich dieser Tage Shake Shack genauer. Bei der Burgerkette überlege ich schon seit Monaten, einzusteigen. Diese Woche machte das Unternehmen Negativschlagzeilen, weil Polizisten in einem Lokal in New York vergiftet wurden. Der Kurs sank daraufhin von 57,21 auf 54 Dollar, steigt aber mittlerweile wieder. Außerdem ist Lenzing dieser Tage wieder auf ein Niveau gefallen, das interessant für mich ist.
Und weiters…
Der Tiefpunkt der Krise ist in Deutschland überwunden, sagt das Institut für Weltwirtschaft und rechnet mit einem historischen Rückgang der Wirtschaftsleistung in Höhe von 6,8 Prozent. (Zeit)
Georg Knill wird Georg Kapsch als Präsidenten der Industriellenvereinigung ablösen. (Standard, sein Lebenslauf)
Die österreichische Regierung hat diese Woche das Corona-Hilfspaket um 19 Milliarden auf 50 Milliarden Euro erhöht. Davon sind 450 Millionen für eine Gründer-Offensive vorgesehen, für die auch eine neue Gesellschaftsform entstehen soll – eine „Austria Limited“. (TrendingTopics)
Der frühere 49ers-Quarterback Colin Kaepernick steigt bei der Blog-Plattform Medium in den Verwaltungsrat ein und wird dort auch künftig über Rassismus publizieren. (Medium)
In den USA sind die Einzelhandelsumsätze im Mai um 17,7 Prozent gestiegen, nachdem sie im April um 14,7 Prozent abgestürzt sind. (Axios)
Spotify intensiviert seine Podcast-Offensive mit zwei neuen Partnerschaften: Kim Kardashian startet einen exklusiven Podcast über Justizreform und Warner Bros. liefert geskriptetes Audiomaterial. (Variety)
Fürs Wochenende
Zum Anhören: Even The Rich – mehrere Podcast-Episoden über die Geschäfte von Beyonce und Jay-Z (danke Abonnentin Doris für den Tipp).
Zum Ansehen: ORF Eco Spezial – Innovative Unternehmen in der Krise.
Tipp für alle, die gründen wollen: „Love your problems”
Schönes Wochenende,
Lisa