Der Unterschied zwischen Investor und Gründer
Über das Ende von Addendum und das Understatement des Tages
Investor oder Gründer?
Dietrich Mateschitz stellt sein Medienprojekt Addendum ein. Ich habe die 2017 gegründete Plattform als Chefin vom Dienst und Portalmanagerin an den Start gebracht und später als Head of Digital Products und stellvertretende Leiterin des Investigativteams zwei Jahre lang maßgeblich mitgestaltet. Deshalb habe ich natürlich viele Gedanken zum offenbar plötzlichen Ende, die man zwischen den Zeilen auch schon in meiner Kolumne lesen konnte. Heute habe ich aber nur ein paar Worte zu einem Aspekt, der momentan bei der Diskussion über Addendum untergeht:
Mateschitz war Geldgeber des gemeinnützigen Projekts, es gab ein fünfköpfiges Gründerteam, zwei davon waren Geschäftsführer. Im Sinne der Finanzierung war es Mateschitz’ Projekt, aber geführt und gestaltet haben es andere. Es gibt einen Unterschied zwischen Investor und Gründer und im Fall von Addendum war Mateschitz ersteres. Ja, er hat das Projekt abgedreht. Aber er hat dem Unternehmen drei Jahre Zeit gegeben, es zu entwickeln und aufzubauen. Ist es deshalb gescheitert? Vielleicht. Hängt an der Frage, welche Ziele er und das Gründerteam mit dieser Rechercheplattform hatten. Dass Mateschitz dieses Unternehmen nicht mehr weiter finanziert, ist sein gutes Recht. Auch wenn er es abdreht, hätten die Gründer und Mitarbeiter die Chance, etwas Neues zu schaffen und den Gedanken, Investigativjournalismus zu betreiben und zu fördern, anderweitig zu verfolgen.
In diesem Sinne hoffe ich, dass die guten Mitarbeiter, die Addendum hatte, genau das tun - etwas Neues schaffen, und wünsche ihnen alles Gute für die Zukunft.
Und zum Gründer Mateschitz: Wer es schafft, aus einem Energy-Drink wie Red Bull ein Milliarden-Unternehmen zu bauen, hat meinen vollsten Respekt.
Understatement des Tages
Apples Marketing-Chef Phil Schiller tritt zurück. Die New York Times dazu:
Mr. Schiller’s title as head of marketing was, in some ways, an understatement for his actual role at the company. The Apple executive was involved in the conception and design of the company’s most important products, including the iPhone and iPad, working closely with Steve Jobs, Mr. Ive and Scott Forstall, the former head of software. Mr. Schiller has worked at Apple since 1987.
Cum-Ex-Razzia
Im Fall Cum-Ex kam es gestern zu Razzien beim deutschen Bankenverband in Berlin und Frankfurt. Die Ermittler vermuten, dass die Beschuldigten über den Verband Einfluss auf die Gesetzgebung ausüben wollten. Bei den Cum-Ex-Geschäften nutzten Investoren systematisch ein Schlupfloch aus, um Steuern zu hinterziehen und verursachten so einen Schaden in Milliardenhöhe (auch in Österreich). Das Thema ist so komplex, dass es trotz des großen Ausmaßes der Cum-Ex-Praktiken leider kaum Beachtung findet. Einen Explainer dazu haben wir übrigens vor zwei Jahren bei Addendum veröffentlicht:
Und weiters
Ex-Google-Manager Anthony Levandowksi wurde gestern zu einer Haftstrafe von 18 Monaten für den Diebstahl von Betriebsgeheimnissen verurteilt. Der Mitverantwortliche für das Self-Driving-Car-Projekt Waymo von Google gründete später sein eigenes Unternehmen, das dann von Uber gekauft wurde. Levandowski geht nun rechtlich gegen Uber vor. (TechCrunch)
Virgin Atlantic meldet Insolvenz an. (CNN)
Die EU-Kommission nimmt erneut die Wettbewerbspraktiken von Google unter die Lupe, diesmal bei der 2,1 Milliarden US-Dollar schweren Übernahme von Fitbit. (CNBC)
Disney meldet für das zweite Quartal einen Verlust in Höhe von knapp fünf Milliarden US-Dollar. Dafür hat der Streaming-Dienst Disney+ bereits 60 Millionen Abonnenten. (Marketwatch)
Gold hat erneut einen Rekordwert erreicht und stieg gestern zwischenzeitlich auf mehr als 2.000 US-Dollar. (Spiegel)
Einen schönen Mittwoch, mit oder ohne Red Bull :)
Lisa