Reicher als reich – oder eben nicht
„Wie verzweifelt die Ultra-Reichen sind, um noch reicher zu wirken”, schreibt Forbes über Kylie Jenner. Vor einem Jahr ernannte das Magazin die Beauty-Unternehmerin zur jüngsten Milliardärin und packte sie auf das Cover. Jetzt aber deckt Forbes auf, dass Jenner beim Wert ihres Unternehmens Kylie Cosmetics offenbar geschwindelt hat. Die Umsätze dürften nicht so hoch wie damals angegeben sein. Das, was Forbes in dem Bericht schreibt, erinnert mich an jeden anderen Startup-Gründer, der sein Unternehmen aufhyped, um es dann teuer zu verkaufen oder Investoren zu finden. Gerade für Gründer sind Journalisten in erster Linie ein Vehikel, um den Erfolg des Startups an die Geldgeber-Seite zu kommunizieren. Jenner ist das gelungen, als Coty bei einer Bewertung von 1,2 Milliarden US-Dollar die Mehrheit an Kylie Cosmetics übernommen hat. Diese Beteiligung brachte nun auch die realistischeren Zahlen ans Tageslicht. Laut den neuen Berechnungen von Forbes war Jenner also nicht ganz eine Milliardärin.
Damit reiht sie sich zumindest in die Menge von vielen anderen Unternehmern, die (wie eingehend erwähnt), einfach noch vermögender dargestellt werden wollen. Das braucht man nicht schön zu reden, hinter den verkürzten Headlines spielt Jenner aber kein anderes Spiel als Reiche, die immer wieder angehimmelt werden. Als wir bei Addendum herausfinden wollten, wie vermögend René Benko tatsächlich ist, haben wir keine vertrauenswürdige Information gefunden. Und dennoch wird der Immobilienunternehmer immer wieder als Selfmade-Milliardär bezeichnet. Ärgerlich finde ich bei Kylie Jenner nur, dass sie als weibliche Jungunternehmerin dafür durch den Dreck gezogen wird, während männliche Kollegen weiter angehimmelt werden.
Taking all this new information into account and factoring in the pandemic, Forbes has recalculated Kylie’s net worth and concluded that she is not a billionaire. A more realistic accounting of her personal fortune puts it at just under $900 million, despite the headlines surrounding the Coty deal that seemed to confirm her billionaire status. More than a third of that is the estimated $340 million in post-tax cash she would have pocketed from selling a majority of her company. The rest is made up of revised earnings based on her business’ smaller size and a more conservative estimate of its profitability, plus the value of her remaining share of Kylie Cosmetics—which is not only smaller than the Jenners led us to believe but is also worth less now than it was when the deal was announced in November, given the economic effects of the coronavirus.
Fliegender Wechsel
Der Lufthansa-Aufsichtsrat hat am vergangenen Wochenende das Rettungspaket nun doch akzeptiert (offiziell abgestimmt wird bei der Hauptversammlung am 25. Juni). Die Fluglinie muss 24 Slots aufgeben, die EU-Kommission forderte ursprünglich viel mehr. Die Aufgabe von diesen Start- und Landerechten für andere Mitbewerber dürfte noch weitere europäische Fluglinien treffen, die auf öffentliche Hilfe hoffen. (FAZ)
Heute morgen gab die Lufthansa bekannt, dass der Verlust im ersten Quartal 2020 durch die Pandemie 2,1 Milliarden Euro beträgt. (Zeit)
Comeback nach Corona
Ganz anders sieht der Quartalsbericht von Software-Anbieter Zoom aus. Dank des Videokonferenz-Booms meldet das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 328,2 Millionen US-Dollar und 0,2 US-Dollar Gewinn pro Aktie im ersten Quartal. Zoom übertraf damit die Erwartungen der Analysten und wuchs im Vergleich zum ersten Quartal 2019 um 169 Prozent. Gratulation an alle, die rechtzeitig eingestiegen sind :) (Techcrunch)
Deutschland meldet heute 2,8 Millionen Arbeitslose im Mai, was einer Arbeitslosigkeit von 6,1 Prozent entspricht. In Österreich waren im Mai 557.221 Menschen arbeitslos, das entspricht einer Arbeitslosenquote von 11,5 Prozent. Trotz Corona-Krise und Protesten in den USA herrscht positive Stimmung an den Börsen. Der Dax schloss gestern über 12.000 Punkten, an den US-Börsen sorgt die Hoffnung auf eine rasche wirtschaftliche Erholung für ein stetes Aufwärts. (CNBC und Wall Street Journal)
“It is our duty to listen”
Zur rassistischen Polizeigewalt und den Protesten in den USA habe ich nicht viel hinzuzufügen, außer dass dieses Mal die Aufstände hoffentlich nachhaltige Veränderungen bringen. Ich erinnere mich noch an die LA Riots im Jahr 1992 und aus heutiger Sicht scheint es fast harmlos, dass Rodney King “nur” verprügelt wurde. Vielleicht waren die Proteste nach den vielen rassistischen Gewalttaten gegen Schwarze in den vergangenen Jahrzehnten einfach zu leise, vielleicht haben wir das Problem bis zum Mord an George Floyd einfach nicht ernst genug genommen. Jedenfalls finde ich mich sehr in den Worten von Arnold Schwarzenegger aus einem Essay, den er vor einigen Tagen veröffentlicht hat, wieder:
It is our duty to listen to them. We can’t ignore the issues of inequality in this country. No one can claim with a straight face that black and brown kids in the inner cities get an education equal to what kids in the suburbs receive. No one can deny that minorities find themselves on the wrong end of our justice system in unequal numbers. No one with a heart can watch these murders and not feel deep sadness, anger, and even guilt. (The Atlantic)
Peace <3
Lisa