Ein Milliarden-Unternehmen mit 125 Kunden
Palantir Technologies disst Silicon Valley, Staatshilfen in Deutschland verlängert, Wirecard ohne Vorstand.
Palantir: Weg von Silicon Valley, hin zur Börse
Für Silicon-Valley-Verhältnisse ist das eine Boutique-Agentur, im österreichischen Werbesprech “eine kleine Quetschn”: Palantir Technologies, zuletzt mit 20 Milliarden US-Dollar bewertet, hat gestern wie erwartet den Börsengang angemeldet. Aus dem Prospekt geht hervor, dass der Technologieanbieter mit 2.500 Mitarbeitern aktuell 125 Kunden hat. Vergangenes Jahr schrieb das 2003 gegründete Unternehmen einen Verlust in Höhe von 579 Millionen US-Dollar, profitabel war der Technologieanbieter laut den Dokumenten noch nie.
Kontext: Etwa die Hälfte des Umsatzes kommt aus dem öffentlichen und Regierungsbereich, denn Palantir hat sich auf Softwarelösungen für Ministerien und Sicherheitsdienste spezialisiert und gerät dafür immer wieder unter Kritik. Grund dafür ist auch, dass Mitgründer und Investor Peter Thiel US-Präsident Donald Trump unterstützt. Dem Prospekt zufolge will Palantir in Zukunft noch mehr Software-Projekte für die US-Regierung gewinnen. CEO Alex Karp kontert subtil auf die Vorwürfe der Regierungsnähe:
The engineering elite of Silicon Valley may know more than most about building software. But they do not know more about how society should be organized or what justice requires. Our company was founded in Silicon Valley. But we seem to share fewer and fewer of the technology sector’s values and commitments.
Das Unternehmen hat kürzlich seinen Standort vom Silicon Valley nach Denver verlegt. Einen Termin für den Handelsstart an der NYSE ist noch nicht bekannt. Übrigens macht Palantir pro Kunde durchschnittlich 5,6 Millionen US-Dollar Umsatz. Das würden sich “kleine Quetschen” auch wünschen.
Was Karp Investoren denkt, hat er vergangenes Jahr bei einem Dinner mit Axel-Springer-CEO Mathias Döpfner verraten:
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Bis bald!
Lisa