Wirecard, die Fortsetzung
„Es gibt klare Anzeichen dafür, dass das ein aufwendiger und ausgeklügelter Betrug war, in den unterschiedlichste Parteien rund um die Welt aus verschiedenen Institutionen involviert waren, mit dem Ziel der Täuschung “ (EY im Handelsblatt)
Was für eine Ansage von den Wirtschaftsprüfern EY zum Fall Wirecard. Wobei EY selbst in der ganzen Sache auch nicht gut aussteigen kann. Bei jedem Szenario, dass man durchspielt, gibt es einen gemeinsamen Nenner: Alle Instanzen – Vorstand, Aufsichtsrat, EY, Bafin – haben scheinbar weggesehen oder nicht hingesehen, bewusst oder unbewusst. Vom Aufsichtsrat hört man dieser Tage gar nichts.
Die weiteren Entwicklungen klingen wie der Plot einer neuen Netflix-Serie: Ex-Vorstandschef Markus Braun wurde am Montag festgenommen und ist mittlerweile mit einer Kaution in Höhe von fünf Millionen Euro wieder auf freiem Fuß. COO Jan Marsalek, dessen Vertrag am Montag aufgelöst wurde, befindet sich offenbar auf den Philippinen. Es hieß, er wolle sich stellen, aber bis heute gab es noch kein Lebenszeichen (das durchgesickert wäre) von ihm. Der Treuhänder, der die falschen Konten verantwortet haben soll, will mit der ganzen Sache nichts zu tun haben. Gestern hat die Wirecard-Holding (noch nicht die Tochtergesellschaften) Insolvenz angemeldet – wahrscheinlich um zu retten, was noch zu retten ist. Der Kurs stürzte daraufhin auf bis zu 80 Prozent ab.
Wenn nicht noch so viele Bomben in dem Krimi platzen könnten, würde ich sagen, es Wirecard wäre ein guter Spekulationstitel. Solange Marsalek nicht wieder auftaucht, lasse ich jedenfalls die Finger davon. Und so wie ich viele Tech-Unternehmen kenne, deren superinnovatives Produkt letztlich gut vermarktete heiße Luft ist, sind die Assets wohl auch nicht sehr attraktiv für mögliche Käufer.
Auf meiner Watchlist
…sind noch immer Lenzing AG und Shake Shack. Bei Lenzing warte ich auf eine gute Gelegenheit nach der Veröffentlichung der nächsten Quartalszahlen. Außerdem auf meiner Watchlist ist seit gestern wieder Macy’s. Nachdem das Unternehmen bekannt gab, 3.900 Stellen zu streichen und nächste Woche die aktuellen Zahlen veröffentlicht werden, ist die Aktie momentan günstig zu haben. Interessant könnte auch Nike werden, der Sportkonzern meldete gestern Abend einen massiven Umsatzeinbruch.
Und weiters…
Basketball-Star LeBron James gründet mit 100 Millionen US-Dollar Investment eine Medienproduktion. „SpringHill“ wird unter anderem eine Fortsetzung von Space Jam produzieren. (Business Week)
They describe it as a media company with an unapologetic agenda: a maker and distributor of all kinds of content that will give a voice to creators and consumers who’ve been pandered to, ignored, or underserved.
Nach Tagen der Ungewissheit bei der Lufthansa stimmten gestern Großaktionär Thiele sowie 98 Prozent der Anwesenden bei der Hauptversammlung für das Rettungspaket. (Spiegel)
Die Sanierung von Galeria Karstadt Kaufhof wird Rene Benkos Signa eine Milliarde Euro kosten. (Manager Magazin)
Harald Mahrer wurde als Präsident der Wirtschaftskammer Österreich für die nächsten fünf Jahre bestätigt. (Kurier)
Bayer zahlt Klägern im Glyphosat-Streit bis zu 10,9 Milliarden US-Dollar.
Mit dem Vergleich bringen wir die Diskussion nun wieder zurück in den wissenschaftlichen Bereich, wo solche Bewertungen hingehören. (Bayer-Vorstandschef Werner Baumann im Handelsblatt-Interview)
Ein Leben nach der Krise? Der neue Maskenhersteller Hygiene Austria will auch weiterhin auf Masken setzen und plant, zu expandieren. (Kurier)
Bei Red Bull ließen Mitarbeiter eine interne Präsentation durchsickern, in der auf einer Landkarte rassistische Anmerkungen gemacht wurden. Die Belegschaft will die Führung außerdem dazu drängen, aktiv die Black Lives Matter Bewegung zu unterstützen. (NY Post)
Fürs Wochenende
Box-CEO Aaron Levie spricht mit Forbes DACH über die langfristigen Veränderungen der Arbeitswelt durch die Pandemie:
Der Podcast Foundering widmet sich in seiner ersten Staffel der Implosion von WeWork.
Und so lasse ich euch mit diesem Ohrwurm ins Wochenende gehen :)