Party like it's 1999, Sparen wie 2009
Die Tech-IPOs boomen, während immer mehr Unternehmen nach Ende der Kurzarbeit massive Einsparungen planen.
Der aktuelle Stand bei Wirecard
Intern wussten weit mehr Mitarbeiter über die Bilanzfälschungen Bescheid als bisher angenommen, 250 Mitarbeiter hatten offenbar Zugriff auf die Zahlen. (Handelsblatt)
Wirtschaftsprüfer EY soll schon im Febuar 2019 der Abschlussprüferaufsicht Unregelmäßigkeiten gemeldet haben, passiert ist bei der Behörde nichts. (Berliner Zeitung)
Kurz vor dem Skandal kaufte Wirecard das Berliner Daten-Startup SO1 für einen zweistelligen Millionenbetrag. Die Gründer kauften jetzt ihr Startup für einen fünfstelligen Betrag zurück. (FinanceFWD)
Die Rolle von Stefan Klestil, dem längsten Aufsichtratsmitglied von Wirecard und Freund von Ex-CEO Braun, wird immer mehr hinterfragt, seit Ende August ist er jedenfalls nicht mehr im Aufsichtsrat. (Standard und Handelsblatt)
Nachdem der Insolvenzverwalter diese Woche Kündigungen ausgeschickt hat, will die Gewerkschaft bei 18 strittigen Fällen Klage einreichen. (FinanceFWD)
Auf der Watchlist
Das Highlight dieser Börsenwoche war der bisher größte IPO eines Software-Unternehmens: Snowflake sammelte am ersten Handelstag 80 Milliarden US-Dollar ein. Grund für das 112-Prozent-Plus dürfte unter anderem Warren Buffets Investment sein. Aktuell steht die Aktie bei 227,54 US-Dollar. Die Ankündigungen der US-Notenbank (siehe unten) brachten gestern einen Dämpfer an den Börsen, DAX, Dow Jones, S&P 500 und NASDAQ schlossen im Minus. Bei diesem Abwärtstrend könnte sich wieder die ein oder andere Kaufgelegenheit ergeben.
Die Woche war generell sehr Tech-IPO-lastig: Gestern hatten JFrog und Sumo Logic ihr Debüt an der NASDAQ und das Telehealth-Unternehmen Amwell an der NYSE. heute ist der erste Handelstag von Unity Software. Der Tech-Boom an den US-Börsen erinnert jedenfalls einige an 1999.
Weitere News
Der oberösterreichische börsennotierte Luftfahrtzulieferer FACC plant Einsparungsmaßnahmen von 15 Millionen Euro, 700 von 3.400 Stellen könnten gestrichen werden. (Trend)
Kontext: Im ersten Halbjahr machte das Unternehme 41 Millionen Euro Verlust. Auch andere Unternehmen haben diese Woche Sparprogramme angekündigt, der Standard schreibt von einem „Kahlschlag in der Industrie“.
Beim TikTok-Deal hat die US-Regierung Änderungsvorschläge gemacht, die Eigentümer Bytedance Berichten zufolge akzeptieren will. So soll Bytedance nicht wie noch Montag berichtet Mehrheitseigentümer des neuen US-Unternehmens sein. Insidern zufolge soll TikTok USA außerdem ein Jahr nach Gründung an die Börse gehen. Als neuer CEO ist Instagram-Gründer Kevin Systrom im Gespräch. (NYT)
Die deutsche Justiz ermittelt in mehr als 10.000 Fällen wegen Verdachts auf unrechtmäßigen Erhalts der Corona-Soforthilfen. Der Schaden könnte mehrere Millionen Euro betragen. (Zeit)
Die Federal Reserve hat angekündigt, die Nullzinsstrategie solange fortzusetzen, bis sich die Inflation wieder auf zwei Prozent stabilisiert hat. Laut Prognosen soll das frühestens 2023 passieren, die US-Notenbank plant außerdem vorerst keine weiteren Konjunkturhilfen. Dafür erwartet die Fed für dieses Jahr nur mehr einen Wirtschaftsrückgang von 3,7 Prozent, im Juni war sie noch von 6,5 Prozent ausgegangen. (Axios)
Das Münchener Fitness-Startup Freeletics holt sich 25 Millionen US-Dollar von Investoren. (Handelsblatt)
Kontext: Die App hat eigenen Angaben zufolge 600.000 zahlende Abonnenten und macht damit einen Umsatz im zweistelligen Millionenbereich.
Fürs Wochenende
Zum Lesen: Duty-Free-Shoppers-Gründer Chuck Feeney wollte bis zu seinem Lebensende sein ganzes Vermögen spenden, nach vier Jahrzehnten ist er jetzt pleite. Forbes hat den Philantropen porträtiert.
Zum Durchklicken: Diese Woche fand die New York Fashion Week statt, die Designer präsentierten ihre Kollektionen diesmal ohne Publikum auf unterschiedlichen Arten. Die digitalen Shows sind auf der vom CFDA dafür eingerichteten Plattform Runway 360 zu sehen.
Zum Inspirieren: Guy Raz vom Podcast How I Built This hat seine Gründergeschichten in ein Buch gepackt, das diese Woche erschienen ist. Und in der aktuellen Folge wird der Moderator selbst gefragt, wie er diesen erfolgreichen Podcast geschaffen hat:
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Lisa