Warum ich trotzdem bei Amazon einkaufe
Virtueller Lernstoff, wie viele Unternehmen in die Pleite rutschen werden, Hoffnung auf Wintertourismus.
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Warum ich trotzdem bei Amazon einkaufe
Diese Zeilen könnten mich vielleicht den ein oder anderen Subscriber kosten, weil in den deutschsprachigen Medien dieser Tage sehr oft vom bösen Internetriesen Amazon die Rede war. Gerade deswegen möchte ich meine differenzierte, wenn vielleicht auch unpopuläre Sicht, teilen.
Ich kaufe trotz aller Kritik noch immer bei Amazon ein. Ja, der Konzern zahlt auch meiner Meinung nach nicht genug Steuern. Das liegt aber vor allem an den gesetzlichen Strukturen und soweit wir wissen, ist Jeff Bezos kein krimineller Steuerhinterzieher. Hier liegt also die Verantwortung bei den betroffenen Staaten, die Konzernen das Steuernsparen ermöglichen. Und auch die Arbeitsbedingungen sind Berichten zufolge weltweit ein Problem, aber zumindest dürfte die Pandemie zu einem Umdenken bewogen haben.
Ja, Amazon ist eine Marktmacht, aber das Internet gibt es seit mehr als 25 Jahren und Händler, die sich 2020 noch immer nicht mit E-Commerce beschäftigt haben, können ihre Versäumnisse nicht auf den bösen Internetriesen schieben. Ich suche immer öfter nach lokalen Angeboten im Netz, die Ausbeute bleibt aber überschaubar und ich lande aus Mangel an Alternativen bei Amazon. Zumindest gibt es immer mehr Initiativen und Plattformen, die kleinere Online-Shops sichtbar machen. Die Verantwortung liegt hier bei den Händlern selbst, nicht bei den Konsumenten oder Amazon.
Der wichtigste Punkt ist für mich aber, dass Amazon nicht nur eine Bedrohung, sondern auch eine Chance für Händler sein kann. Gerade für Shops, die noch keine Online-Präsenz haben, bietet sich der Verkauf über Amazon an. Denn Amazon besteht ja nicht aus einem Bösewicht, der uns alle Waren verkauft, sondern aus vielen Händlern. Ich selbst mache mir die Mühe, die Händler, bei denen ich kaufe, kurz zu recherchieren. Haben diese eigene Online-Shops mit vergleichbaren Geschäftsbedingungen, kaufe ich dort ein. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Kauf direkt günstiger sein kann als über Amazon. Wer seine Produkte über Amazon verkaufen will, findet dafür viele Ratgeber im Netz.
Wie man sich die Monopolstellung zunutze machen kann, zeigt zum Beispiel das deutsche Startup Vivere: Das Unternehmen nutzt Daten von Amazon, um Produkte zu entwickeln, die bei den Konsumenten gefragt sind.
Macht Amazon viel falsch? Ja. Aber Amazon macht auch einiges richtig und man kann es als Konsument und auch als Händler für sich nutzen und trotzdem noch ein verantwortungsvoller Bürger sein.
Wie ist das bei euch? Kauft ihr bei Amazon trotz des schlechten Rufs?
Auf der Watchlist
Ich lasse von Pharma-Titeln prinzipiell die Finger, da ich zu wenig Einblick habe. Aber es gibt in der Smart Casual Community einige, die sich dafür interessieren, deshalb hier eine gute Zusammenfassung der SZ über die sogenannten Impfstoff-Aktien. Spekuliert werden kann zum Beispiel auf Astrazenaca. Das Unternehmen, das gemeinsam mit der University of Oxford einen Impfstoff entwickelt hat, gesteht Fehler in der Studie ein und will nun eine neue Tests durchführen.
Ich tendiere lieber zur Medienbranche, wie etwa Disney. Der Konzern gab diese Woche bekannt, mehr Stellen als bisher geplant zu streichen. Auf den Kurs wirkt sich das nicht tragisch aus – vielleicht, weil Taylor Swift am Mittwoch ihre neue Studio-Aufnahme auf dem Streaming-Portal Disney+ veröffentlicht hat.
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Die Oesterreichische Nationalbank prognostiziert, dass bis Ende 2022 9,7 Prozent der Unternehmen, also rund 56.000, Insolvenz anmelden müssen. (Der Standard)
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SAP will Berichten zufolge Slack übernehmen, der Deal soll nächste Woche verkündet werden. (WSJ)
Fürs Wochenende
Zum Weiterbilden: Ich habe beim Arbeiten, Kochen und Trainieren immer Podcasts oder Videos nebenbei laufen, bei denen ich etwas lernen kann. Ein YouTube-Kanal, der sehr viele Trainings und Workshops frei zur Verfügung stellt, ist The Futur. Empfehlenswert besonders für alle in der Kreativbranche, aber auch andere Freelancer und Entrepreneure:
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Schönes Wochenende! Ich hoffe, wir lesen uns am Montag wieder – trotz Amazon :)
Lisa