Worum es beim neuesten Geldwäsche-Skandal geht
"Fincen Files": Die Deutsche Bank soll mit Milliarden involviert gewesen sein, wie amerikanisch das neue US-TikTok wirklich ist.
Die wichtigsten Fakten zu den “Fincen Files”
Neue Recherchen decken Geldwäsche in globalen Dimensionen auf: Internationale Banken sollen zum Teil wissentlich bei schmutzigen Transaktionen assistiert haben, heißt es in den gestern veröffentlichten “Fincen Files”. Im Rahmen der Recherchen wurden verdächtige Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von zwei Billionen US-Dollar bei Großbanken im Zeitraum von mehr als 18 Jahren gefunden. JP Morgan etwa soll eine Überweisung in Höhe von einer Milliarde US-Dollar ermöglicht haben, ohne zu wissen, wem das Geld gehört. Später stellte sich heraus, dass hinter der Firma Mafiabeziehungen stecken könnten.
Der Geldwäsche-Skandal betrifft auch Banken in Deutschland und Österreich: Über die Deutsche Bank sollen zehn Milliarden US-Dollar gewaschen worden sein, laut Buzzfeed im Wissen von dem heutigen Vorstandsvorsitzenden Christian Sewing – das Unternehmen dementiert. In Österreich sollen Profil-Recherchen zufolge 64 Millionen Euro über die Meinl Bank und 54 Millionen Dollar über die Raiffeisen Bank geflossen sein. Hier gibt es Verbindungen zum Korruptionsskandal des brasilianischen Konzerns Odebrecht.
Kontext: Inwiefern die Banken in die Geldwäsche involviert waren, werden hoffentlich Ermittlungen in den nächsten Monaten ans Tageslicht bringen. Jedenfalls zeigen die jüngsten Enthüllungen das Versagen der Behörden und Prüfinstanzen bei Verdachtsmeldungen auf.
Wie amerikanisch TikTok wirklich wird (Spoiler: nicht so viel)
Über das Wochenende wurden noch Details über den US-Spinoff von TikTok verhandelt. Oracle und Walmart steigen mit 20 Prozent bei dem Unternehmen ein, 80 Prozent bleiben beim chinesischen Eigentümer Bytedance. Die Faktenlage widerspricht US-Präsident Trump, dass das neue TikTok nichts mehr mit China zu tun habe. Seine Kalkulation, dass TikTok Global mehrheitlich US-Firmen gehört, basiert darauf, dass ByteDance selbst zu 40 Prozent US-Investoren gehört und ByteDance ist ja Mehrheitseigentümer von TikTok Global (#eyerollemoji).
Bytedance dementiert außerdem Trumps Aussage, dass TikTok einen Bildungsfonds in Höhe von fünf Milliarden US-Dollar einrichten werde. Der Konzern will TikTok Global mit 60 Milliarden US-Dollar bewerten, Oracle soll 12,5 Prozent und Walmart 7,5 Prozent bekommen.
Kontext: Die US-Regierung wollte TikTok sowie WeChat wegen Sicherheitsbedenken sperren, da die Daten in den USA verwaltet werden. Die Daten sollen bei TikTok Global dann bei Oracle in den USA liegen. Der Deal sieht außerdem vor, dass Oracle den Quellcode der App einsehen darf, die Technologie bleibt allerdings bei Bytedance. Bei WeChat wurde der drohende Download-Stopp übrigens vorerst durch ein US-Gericht verhindert. Dieser Punkt im Handelsstreit zwischen China und den USA geht jedenfalls an China.
Weitere News
Nikola-Gründer Trevor Milton tritt von seiner Rolle als Vorstandsvorsitzender und Aufsichtsratsmitglied zurück. (CNBC)
Kontext: Der Präsident des E-Autoherstellers kam in den vergangenen Monaten vermehrt wegen Behauptungen unter Druck, die zum Teil widerlegt wurden – was sich auch im Kurs der Aktie zeigte. Die Börsenaufsicht ermittelt aktuell wegen Betrugsvorwürfe eines Shortsellers.
Betrugsvorwürfe gibt es auch beim deutschen Leasing-Anbieter Grenke. Shortseller Fraser Perring wirft dem Unternehmen Bilanzfälschung und Geldwäsche vor. Grenke hat KPMG für eine Sonderprüfung engagiert, um die Vorwürfe zu widerlegen. (Spiegel)
Das österreichische Wifo rechnet mit einem Rückgang des Exports um zwölf Prozent, im Frühling prognostizierte das Institut noch bis zu 22 Prozent. (Die Presse)
Die FAZ stellt heute die Frage, wie viel Schulden sich Staaten leisten können: Ökonomen sind hier unterschiedlicher Meinung, und die Wette, dass leistungsfähige Staaten ihre Schulden einfach aussitzen können, ist gefährlich. (FAZ)
Am Ende bleibt ein Argument gegen dauerhaft hohe Neuverschuldung, das schwerlich von der Hand zu weisen ist. Die hochentwickelten Volkswirtschaften sind krisenanfällig. Das haben die Finanzkrise vor gut einem Jahrzehnt und Corona eindrücklich gezeigt. Für den Moment sind die steigenden Schulden nicht das Ende der Welt. Doch nur wer in guten Zeiten die Grundlage dafür bildet, kann in schlechten aus dem Vollen schöpfen, ohne dass gleich eine finanzielle Schieflage droht. Diese komfortable Lage zu gefährden, ist ein riskantes Spiel.
Bessere News habe ich leider nicht für den Wochenstart :) Dennoch schönen Montag!
Lisa