Back to life, back to reality…
Wer in den vergangenen zwei Monaten die Aktienmärkte beobachtete, wurde Zeuge einer unberechenbaren Achterbahnfahrt, die selbst erfahrene Analysten und Investoren noch nie gesehen haben. Zeitweise schien es so, als würden die Anleger die Auswirkungen der Pandemie auf die Weltwirtschaft unterschätzen. Ob diese Auswirkungen tatsächlich schon in den Börsencrash im März eingepreist waren, zeigt sich wohl erst in einigen Monaten. Schön langsam überwiegt allerdings die Ernüchterung in den USA: Während Präsident Donald Trump weiter auf ein rasches Hochfahren der Wirtschaft drängt, bremste US-Notenbank-Chef Jay Powell am Donnerstag die Aussicht auf eine rasche Erholung. Er geht davon aus, dass die Corona-Krise langfristige Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben wird und rechnet mit einer langanhaltenden Rezession:
While the economic response has been both timely and appropriately large, it may not be the final chapter, given that the path ahead is both highly uncertain and subject to significant downside risks.
An den US-Börsen sorgten Powells Prognosen am Donnerstag für einen Abwärtstrend. Das Handelsblatt stellt deshalb die Frage einmal mehr die Frage: Abwarten oder einsteigen?
Meine persönliche Einstellung dazu: Ich habe im März während des Tiefs einige Aktien eingekauft, die ich schon lange auf der Watchlist hatte und langfristig halten wollte. Da ich trotz des neuerlichen Abwärtstrends doch so stark im Plus bin, überlege ich, jetzt zu verkaufen und wieder einzusteigen, wenn die Kurse wieder tiefer stehen. Denn auch ich rechne damit, dass wir noch einmal auf dem März-Niveau oder sogar tiefer landen.
Disclaimer: Das ist keine Empfehlung, nur meine eigene Meinung. Wie ist eure Einstellung dazu?
Und weiters:
Das Tesla-Werk im kalifornischen Fremont bekam am Mittwoch Besuch von der Polizei. Es gibt offenbar Verwirrung darüber, ob die Wiederaufnahme der Produktion gegen die regionale Verordnung verstößt. Der Polizeibericht geht an das zuständige Gesundheitsamt, das diese Frage klären soll. (Bloomberg)
Die Transport- und Exportbeschränkungen durch die Pandemie schaffen in vielen Ländern weltweit eine prekäre Situation der Lebensmittelversorgung. Die UN rechnet mit 130 Millionen mehr Menschen in Hungersnot (2019 waren es 135 Millionen Menschen). (Wall Street Journal)
The biggest danger going forward, economists say, is that the pandemic’s dislocations will affect not just existing food stocks but planting and harvesting in coming months. That already is occurring in parts of the world, just as a swarm of locusts is eating its way across swaths of Africa and Asia.
Aus der Reihe “Was nach Corona gerne bleiben kann”: Desinfektion in Supermärkten – Amazon hat einen Roboter entwickelt, der Viren in Lagerhallen und Whole-Foods-Supermärkten abtöten soll. (Business Insider)
Podcast-Tipp: Alles zu den Grenzöffnungen in Deutschland und Österreich – im Standard-Podcast “Thema des Tages”.
Einen schönen Aufwärtstrend und bis bald,
Lisa
PS – Auflösung von gestern: Im Gif war Kristin Cavallari zu sehen.
Es is wahrscheinlich verpönt über alle Breitengrade, aber ich verkaufe eigentlich fast immer wenn ich "genug" gemacht habe, warte auf einen guten Down-Day und steige dann einfach wieder ein wenn ich die Firma und den Preis zu dieser Zeit, immer noch gut genug finde. Die klassische Streiterei zwischen Fundamentalanalysten und Day-Tradern halt.
Was Leute gern vergessen, beim "langfristig dabei bleiben", ist, dass man jeden Tag eine Entscheidung trifft — halte ich das Risiko auf meiner Seite, oder halte ich das Geld heute. Und mit $$$ investiert zu sein, ist ein großes Risiko, und besonders nach einer Rally, ein hin und her von +/- 1-2% ist ein kleiner, kleiner Trostpreis für das sehr große Risiko (bei eigenem Geld).
Natürlich, Geld am Konto zu haben produziert nichts, aber es hält auch grob gesagt kein vergleichbares Risiko (außer Opportunität). Investiert zu bleiben birgt jeden Tag das Risiko dass die Politik, die Memes, oder ein "Blue Horseshoe Loves Anacott Steel" Call alles aus der Bahn wirft — und das war's mit den 10% (oder schlimmer). Egal wie "gut" die Firma dahinter ist (FACC). Der Luxus jede Sekunde ein/aussteigen zu können fühlt sich eigentlich richtig frech an (mein Geld ist mir wichtiger als meine hoch-volatile Loyalty zu dieser Firma). Mich wundert es ja fast, dass das für Retail-Investoren noch nicht verboten wurde (obwohl... lock limit, PDT, etc.). Und es gibt genug Warnungen auszusteigen, wer freiwillig long bleibt um es langfristig auszusitzen, wird zwar oft durchhalten und sich retten können, aber irgendwann dann halt eben doch nicht — und der Betrag reicht meistens aus um das Wort "Risiko" dann auch ernsthaft zu verinnerlichen (FACC/GPRO/HTZ/AMC/F/M/GE). Und dann sieht man auch, dass man ab +X% dann doch ev. zu gierig war und jetzt da sitzt in dem Salat. Ich verpasse lieber eine Chance, als zum Risikohalter verpflichtet zu werden (langfristig).
Ich finde auf jeden Fall gut, dass man einfach mal ein paar Tage, Sekunden oder Wochen, das "Risiko" abgeben kann, das Geld halten, und erst wieder einzusteigen wenn der Deal unverzeihlich gut ist. Aber ist ja auch das schöne dran — wenn es alle gleich machen würden, würde keiner mehr was verdienen.